Museum
Mehr als 400 Kunstglas-Exponate dokumentieren die Entwicklung der Glasbildung in Železný Brod seit ca. 1920 bis zu den Neunzigern des 20. Jahrhunderts. Eine getrennte Abteilung des Museums widmet sich dem weiteren Symbol von Železný Brod, den Glasfiguren. Die Besucher können fast drei Hundert Figuren bewundern. Draht-Figuren, modellierte, geblasene Figuren und auch Hütten-Figuren.
- Jaroslav Brychta
- Glasfiguren aus Železný Brod
- Entwicklung der Figuren aus Železný Brod
Jaroslav Brychta
Vater der Glasfiguren aus Železný Brod
Er wurde am 9. März 1895 in Pohodlí bei Litomyšl in einer Lehrerfamilie geboren. Nach dem Abschluss der Bürgerschule besuchte er drei Jahre die Landesschule für Handwerker in Litomyšl. Nach einem weiteren Jahr, verbracht in der Stuckateur-Werkstatt, ging er auf die Studien der Bildhauerkunst an der Künstlerisch-industriellen Schule in Prag.
Im Jahr 1919 meldete er sich zum Konkurs für die Lehrerstelle an einer Fachschule und seit Januar 1920 war er ein Stipendist des Ministeriums für Schulwesen und Volksbildung in der Region Kamenický Šenov und Nový Bor.
Im Jahr 1920 heiratete er und am 1. August kam er nach Železný Brod, wo am 1. Oktober die Staatliche Glasmacher-Fachschule ihre Tätigkeit aufnahm.
Im Jahr 1922 entwarf er die ersten gezogenen Figuren, diese wurden auf Ausstellungen zu Hause und im Ausland durchlaufend ausgestellt.
Im Jahr 1923 wurden seinen Entwürfen nach die ersten Drahtfiguren hergestellt.
Im Jahr 1924 wurde seine Tochter Jaroslava, im Jahr 1928 sein Sohn Radovan geboren.
Seit dem Jahr 1943 versuchte er, das vermahlene Glas in Gipsformen umzuschmelzen und leitete so die geschmolzenen Plastiken in die Wege.
Im Jahr 1950 wurde er zum Direktor der Fachoberschule für Glasmacher in Železný Brod genannt, im Jahr 1952 gab er auf eigenes Gesuch die Funktion des Direktors auf.
Im Jahr 1960 übernahm er den Arbeitsorden und im Jahr 1965 wurde ihm der Titel Verdienter Künstler verliehen.
Jaroslav Brychta starb am 5. Oktober 1971 in Železný Brod.
Jaroslav Brychta ist der Autor von einigen Statuen, die in Železný Brod platziert sind. Die Turnhalle in Železný Brod wurde mit den Turner-Statuen geschmückt, im Jahr 1930 wurden vor der Turnhalle die Statue des Präsidenten T. G. Masaryk und die Statue des Glasmachers vor der Glasschule enthüllt. Unweit der Gemeinde Zásada wurde im Jahr 1934 das Denkmal der Gefallenen von Brychta enthüllt und im Jahr 1936 schuf er die Statue der Arbeit für das Gebäude der Sparkasse in Železný Brod.
Die Arbeit des Jaroslav Brychta, vornehmlich seine Glasfiguren, wurden auf unzähligen Ausstellungen auf der ganzen Welt ausgestellt. Von Jaroslav Brychta und seinen Figuren wurden einige Filme gedreht und mehrere Publikationen ausgegeben.
(Angaben entnommen aus der Publikation von A. Langhamer und M. Hlubuček Jaroslav Brychta, Mitgründer und Schöpfer des Glases aus Železný Brod).
Glasfiguren aus Železný Brod
Einen wichtigen Anteil an der Berühmtheit des Glases aus Železný Brod haben die Glasfiguren. Die Geschichte ihrer Entstehung ist für immer mit der Person des Professors der Glasschule in Železný Brod, Jaroslav Brychta verbunden, der seit dem Anfang der Zwanziger des letzten Jahrhunderts unter Zusammenarbeit der Glasmacher – Figurenmacher in Železný Brod die Herstellung der Glasfiguren schrittweise einfuhr und erfolgreich entwickelte.
Und so knüpften an die ersten Versuche, dargestellt mit Stecknadeln mit Metallnadel und oberem Glasteil, meistens in Form von Miniaturtieren, die zusammengenähten, gezogenen, geblasenen und modellierten Figuren an.
Mit der Herstellung der Hüttenfiguren fing man im Bezirk Železný Brod nach dem Jahr 1927, die Inspiration fand Professor Brychta vornehmlich bei den Glasmachern in italienischen Murano. Die klassischen Vorgehensweisen ermöglichten die Herstellung von Figuren von größeren Ausmaßen und ihre Herstellung war nicht mehr ganz so individuell. Sie forderte einen vollkommenen Einklang des bei der Glaspfanne arbeitenden Glasmachers mit dem Figurenmacher, der an der Flamme die feineren Bestandteile des durchgearbeiteten Werkes vorbereitete.
So wie in den weiteren Herstellungsbereichen des Kunstglases in der Region Železný Brod wurden um das Jahr 1930 durch die Absolventen der hiesigen, vor kurzem gegründeten Glasschule mehrere Firmen mit der Herstellung der Glasfiguren gegründet.
Auch Jaroslav Brychta fand unter den Glaskünstlern gute Nachfolger. Miloslav Klinger, Miloslav Janků und nach dem Jahr 1960 auch Vilém Dostrašil, schufen es, weiterzumachen und diese spezifische Kunstbranche zu formen.
Wien, Venedig oder Thüringer Lauscha, Sächsisch Kamnitz oder Berlin, das sind Beispiele der Glaszentren, wo die Glasfiguren gleichzeitig oder
auch früher als in Železný Brod hergestellt wurden. Aber auch die Figuren aus Železný Brod von Brychta siegten!
Antonín Langhamer schreibt: „Falls über die Figuren von Brychta geschrieben wurde, wurden auch andere Figuren erwähnt, der Vergleich mit ihnen klang jedoch zu seinen Gunsten aus. Bewertet wurde ihre böhmische Ausstrahlung, Volkstümlichkeit, Fröhlichkeit, aber auch die künstlerische Überzeugungskraft und Klarheit. Sie fanden sich mit dem Leben und auch konkreten Vorkommnissen, mit der Welt der Erwachsenen oder Kinder ab. Und wenn es nötig war, waren sie auch sozial-kritisch“.
Und sie bleiben schon für immer unsere, aus Železný Brod.
Entwicklung der Figuren aus Železný Brod
Vor dem Jahr 1920
Der Entstehung der Figuren aus Železný Brod ging die Herstellung von einfachen Glasstecknadeln vor. Der obere Teil des Metallstiftes wurde in eine kleine Glasplastik einschmelzt, in ein einfach gefasstes Tierchen, Obst u. ä. Ihre Herstellung ging aus den lokalen traditionellen Vorgehensweisen heraus, die vor allem bei der Herstellung von sog. gewickelten Perlen verwendet wurde.
Verschiedenfarbige Stecknadeln dienten den Näherinnen aber auch als Dekoration beim Nadeln der Eintrittskarten auf die Mantellappen, und es waren ohne Zweifel die ersten Miniaturfiguren im Bezirk Železný Brod.
Zusammengenähte Figuren (1920 – 1921)Auch die mit dieser Technik gefertigten Figuren nutzen die Arbeit der Wickler aus. Die verschmolzene, plastische Glasmasse wurde auf einen Draht aufgewickelt. Aus dem Draht wurde eine Öse geformt und so vorbereitete Teile dienten als einzelne Bestandteile der zukünftigen Figuren. Das primitiv modellierte Köpfchen hatte einen fest eingeschmolzenen Draht, auf den zum Beispiel der Körper eingefädelt wurde. Die einzelnen so vorbereiteten Teile wurden dann mit einem Fädelfaden zusammengenäht.
Gezogene Figuren (1921 – 1923)Die laufende Gewinnung von Bereichserfahrungen ermöglichte die Entwicklung von gezogenen Figuren. Beim Formen dieser Figuren wurde das natürliche Verhalten der verschmolzenen Glasmasse ausgenutzt. Diese wird gebogen, gezogen, usw. Wenn zu diesem Verhalten eine Idee und ein vorher bestimmtes Vorhaben zukamen, wurden dann weniger aufwendige Figuren aus gezogenen Glasstäbchen, einfach geschmückt mit Tropfen aus einer anderen Glasmasse erstellt. Aus denen wurden dann auch mit Werkzeugen kleine Flügel, Ohren usw. geformt. Den gezogenen Figuren konnte dann auch trotz der primitiven Auffassung der später so ausdrücklich geltend gemachte Sinn für Humor eingedruckt werden. Die fantastische Auffassung der Figuren neigte langsam zur echten Natur. Es wurden mehr aufwendige Schwäne, Fische, konkrete Tiere, aber auch Sportler usw. gefertigt.
DrahtfigurenIm Sommer 1923 unternahm Prof. Brychta mit seinem Schüler Stanislav Halama mehrere Erstversuche bei der Herstellung von Drahtfiguren. Ihre Basis wurde am meisten der mittlere Teil, der Körper, aus dem an notwendigen Stellen die eingeschmolzenen Drähte herausragten. Auf die Drähte wurden dann weitere Komponenten aufgezogen, die mit Aufwinden oder einfachem Modellieren vorbereitete Gliederteile, ergänzt mit aufgezogenen Glasperlen usw., einschließlich Köpfchen.
Die Drahtfiguren waren ungewöhnlich fest, sprengbeständig. Sie ermöglichten eine Änderung ihrer Bewegungsform ohne Verwendung von Brenner, nur mit dem Formen der Drähte. Die Entwicklung der Drahtfiguren erfasste eine sehr lange Periode 1923 – 1935 und ermöglichte die Realisierung von anspruchsvollen bildenden Vorhaben, was die Form und den Inhalt betrifft.
Geblasene FigurenDas Glasblasen am Brenner war eine bei uns praktisch unbekannte Technologie. Jaroslav Brychta vertraute sich mit der Technologie im Jahr 1927 im deutschen Thüringen, in der Umgebung der Stadt Lauscha, wo diese Technologie bereits seit Jahrhunderten verwendet wurde. Das Prinzip ist nicht kompliziert, aber fordert unter anderem die Verwendung vom Material, das bei uns zu der Zeit nicht bekannt war, statt Glasstäbchen die Glasröhrchen.
Die im Bezirk Železný Brod gefertigten geblasenen Figuren gingen zwar aus den im Thüringen kennengelernten Erkenntnissen heraus, aber eine weitere Entwicklung trug schon alle Zeichen des Werks von Brychta. Einige Muster, erstellt an der Schnittstelle der Zwanziger und Dreißiger in der Glasschule, sind ein Bestandteil des erzeugten Sortiments der geblasenen Figuren bis in die heutigen Tage. Die Technologie des Blasens erbrachte eine Basis für das Starten der außergewöhnlich erfolgreichen Erzeugung des böhmischen Weihnachtsschmuckes. Bis zu der Zeit war es eine Domäne vor allem für Deutschland.
Modellierte Figuren
Die modellierten Figuren knüpfen an die Ziehtechnik an, aber sie vervollkommnen sie noch. Ihre Bezeichnung bekamen sie um das Jahr 1930. Es sind vor allem Plastiken mit höheren Ansprüchen auf Modellierung, Darstellung einer Bewegung und Oberflächenlösung. Die Arbeitsweisen fordern keine besonderen Änderungen der traditionellen Erzeugungsanlagen, jedoch mehr Erfahrungen, Pflege, Zeit und gehörige Dosis am bildkünstlerischen Gefühl. Die Bewältigung der anspruchsvollen Technik der modellierten Figuren, so wie auch ihr Blasen geht durch die ganze weitere Entwicklung dieser Glasbranche bis zu der Gegenwart durch.
Hütten-FigurenDer Entstehung der typischen Hütten-Figuren aus Železný Brod gingen die Studienreisen des Prof. Brychta nach Italien im 1923 und 1928 voraus. Vor allem in Venedig fesselte ihn die Arbeit in kleinen Glaswerkstätten, wo an kleinen Öfen in der Regel in einer Pfanne Gegenstände erzeugt wurden.
Die ersten Versuche der massiven Glasfiguren, die als Hütten-Figuren genannt wurden, spielten sich in Železný Brod schon 1928 ab. Aber erst 1934, als in der Glasschule der erste Versuchsofen angezündet wurde, kam es in der Entwicklung der Hütten-Figuren zu einer ausschlaggebenden Wende, die die Erzeugung begleitenden technischen Probleme erfolgreich löste.
Die ersten Hütten-Figuren schöpften ihre Themen aus Märchen, es wurden auch Volksmotive und die Tierwelt geltend gemacht. Zu den beliebten Themen gehörte auch Die verkaufte Braut. Die Herstellung der Hütten-Figuren trug in das Figur-Umfeld ein neues Element, die Kollektivarbeit ein. Zu ihrer Entstehung ist die Zusammenarbeit von mehreren Glasarbeitern erforderlich, wobei jeder von ihnen eine genau festgelegte Aufgabe erfüllt. Die Entwicklung im Bereich der Hütten-Figuren stellt einen langen Weg dar, von den einfachen, kleinen Arbeiten, bis zu den großen, fast monumentalen Plastiken, auf die sich zum Beispiel der bedeutende Glasbildner aus Železný Brod Miloslav Klinger orientierte.
Mit den Figuren aus Železný Brod befassen sich mehrere, mehr oder weniger umfangreiche Fachpublikationen. Die Figuren können nach Konstruktion oder Technologie aufgeteilt werden, so wie die bereits eingelebte Aufteilung es versucht. Dazu ist anzugeben, dass die oft einzelnen Arten sich durchdringen und die Figur so nicht eindeutig definiert werden kann. Ebenfalls ist es nicht möglich, die Problematik so aufzufassen, dass z. B. durch Ziehen nur die primitiven Figuren am Anfang ihrer Entwicklung erzeugt wurden, wobei das Modellieren eine Garantie für ihre Vollkommenheit und Reife ist.Verwendete Literatur:
Brychta J. ,Volf M.B. : Živé sklo